Für eine
Ein Jahr voller
Herausforderungen
Unsere Bereichsleiterin Alexandra Blattnig-Rull über die Auswirkungen von Corona in der Auslandshilfe: „Unsere Projektpartner*innen berichten vom stark erhöhten Hilfsbedarf und von der steigenden Armut. Lockdowns hinderten Eltern an legaler Arbeit, was die Menschen dazu zwingt, illegaler Arbeit nachzugehe. Davon sind auch Kinder betroffen, da es mangels Digitalisierung kein Home-Schooling gibt. Auch Gewalt in Familien, Teenager-Schwangerschaften aufgrund von früher Verheiratung junger Mädchen und damit langfristige Schulabbrüche treten vermehrt auf. Abgesehen davon gibt es erschwerte Arbeitsbedingungen mit den Zielgruppen sowie in der Administration.“
„Wir – das Team der Auslandshilfe – mussten auf Reisen verzichten, die ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit sind. Zum einen, um die Projektqualität in der Konzipierung, Umsetzung und Kontrolle gewährleisten zu können, zum anderen, um auch über die gute Arbeit vor Ort berichten zu können. Kreative Online-Lösungen mussten gefunden werden, die viel mehr Zeit erforderten, aber aufgrund von mangelnder Internetverbindung und technischer Ausstattung jedoch persönliche Treffen vor Ort nicht vollends ersetzen können. Auch Internationale Auslandseinsätze mussten im vergangenen Jahr ausgesetzt werden. Jedoch läuft die Auswahl an potenziellen Freiwilligen, die zahlreich auf die Öffnung der Einsatzstellen warten.“
Corona verstärkt
den Hunger
Es ist kaum vorstellbar, wie es sich mit COVID und den damit einhergehenden Einschränkungen im globalen Süden leben lässt. Dort gibt es anders als bei uns kein funktionierendes Gesundheitssystem, zu wenig Nahrungsmittel und kein sauberes Wasser aus der Wasserleitung. Auch in Afrika herrschten aufgrund des Corona-Virus´ strenge Lockdown-Bestimmungen. – Eine Katastrophe für die Menschen, die hauptsächlich von der Landwirtschaft und vom Verkauf ihrer Waren auf den lokalen Märkten leben.
Obendrein machen sich auch die Klimaveränderungen immer stärker bemerkbar. Etwa in Kenia: Auf eine Dürre kam die Flut, die das Brüten der Wanderheuschrecken begünstigt hat. Daraufhin folgten bislang nicht gekannte Heuschreckenschwärme, die die Vegetation und damit die selbst angebauten, lebensnotwendigen Nahrungsmittel für Menschen und Haustiere vernichteten. Aufgrund der COVID-19-Beschränkungen waren die lokalen Märkte geschlossen, dazu kamen auch noch große Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln. Wir konnten vor Ort mit Lebensmittelpaketen, Schutzmaterial wie Masken und Desinfektionsmittel und mit der Aufklärung zur COVID-19-Verbreitung sowie Schutzmaßnahmen helfen.
Bildung trotz Corona
ermöglichen
Während Kinder in reichen Ländern den verlorenen Lernstoff zumeist über digitale Medien nachholen können, fehlt diese Möglichkeit in den ärmsten Ländern. Diese Kinder bleiben zurück, verlieren mit dem täglichen Unterricht nicht nur ihre Bildungschancen, sondern auch die Stabilität. Wenn dazu noch die Einnahmequelle der Familie wegfällt, müssen Kinder oft die Erwachsenenrolle übernehmen, arbeiten gehen und auf die Geschwister aufpassen. Manche kommen dann nie wieder in die Schule zurück. Wir bemühen uns, in den Projekten Bildung trotz der Covid-19-Einschränkungen weiterhin möglich zu machen.
Wie für Adjoa, Adissa, Aluna und Inaya (v.l.n.r) ist Homeschooling nicht für alle Kinder in Kenia greifbar. Vielfach fehlt es ihnen an einem ruhigen Ort zum Lernen und an einer Internetverbindung. Eltern können oft selbst nicht lesen und schreiben oder sind – trotz Verbote – unterwegs, um die Familie durch Gelegenheitsjobs irgendwie ernähren zu können. Damit Kinder trotzdem lernen können und eben nicht arbeiten gehen müssen, verteilen wir neben Lernunterlagen auch Lebensmittelpakete an die betroffenen Familien.
Von klein auf stärken
Bildung fängt schon bei den Kleinsten an: Etwa bei Nael*, der mit vier Jahren von der Straße in die Tagesstätte der Franziskanerinnen in Damaskus/Syrien kam. Der Junge war vernachlässigt, konnte nur krabbeln und kaum sprechen. Erst die intensive Arbeit und Zuneigung der Pädagog*innen brachten ihn zum Sprechen, und auch seine motorische Entwicklung machte Fortschritte. Dann kam die Pandemie. Die Kinderkrippe in Damaskus konnte erst Mitte September wieder geöffnet werden. Während der Schließung fehlten dem Vierjährigen neben den sozialen Kontakten vor allem die täglichen Mahlzeiten in der Kinderkrippe. Mit der Wiedereröffnung wird Nael wieder ein stabileres Leben ermöglicht.
Auch Doni*, ein Bub im Kosovo mit schwerer körperlicher Beeinträchtigung, hatte drei schwierige Monate. Eigentlich wird er wöchentlich von einem Therapeuten des Frühförderungszentrums der Caritas Prizren in seiner Entwicklung begleitet. Dabei wird auch die Familie in die Therapie des Jungen eingebunden und vor allem seine Mutter bei all ihren Sorgen unterstützt. Aufgrund der Covid-19-Maßnahmen durfte Doni weder besucht werden noch draußen spielen. Übers Telefon blieb man in Kontakt und half durch diese schwierige Zeit. Große Erleichterung folgte, als das Team den Buben wieder zuhause besuchen konnte. Doni nimmt nun wieder aktiv am Leben und an der Therapie teil, spielt und hört Musik. Seine Hände und Beine sind wieder entspannter, und er fühlt keinen Kummer mehr.
Your Job = Your Future
Das Regionalprogramm gegen Jugendarbeitslosigkeit im Kosovo unterstützt junge Menschen dabei, Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erlangen, die den Arbeitseinstieg erleichtern. Mit der Pandemie kam jedoch die Sorge der Teilnehmer*innen, den Einstieg ins Berufsleben nie zu schaffen. Die Teammitglieder gingen trotz Armut, großen Chaos´ und Ängste neue Wege, um die Projektbegünstigten zu unterstützen und ihre Motivation hoch zu halten. Mittels Online-Kommunikation versuchte man die Bedürfnisse nach Kommunikation und Austausch abzudecken und stellte so das Vertrauen ins Projekt und die Zukunft wieder her.